Kotwasser: Das kannst du tun!

Ob Stress, nass-kaltes Wetter und Futterumstellung: Das alles trifft unsere Pferde bis tief in den Darm. Annas Schatz Brutus zum Beispiel neigt auch ab und an zu leichtem Kotwasser – vor allem in der Weidesaison. Andere kämpfen das ganze Jahr über immer wieder mit starkem Kotwasser. Als uns dann auch noch die Gewinnerin unseres letzten Gewinnspiels mit diesem Thema konfrontiert hat, war für uns klar, dass wir hier die besten Tipps gegen Kotwasser bei Pferden sammeln und euch all diese Erfahrungen zur Verfügung stellen. Danke auch an Lisa, die sich so tatkräftig eingebracht hat und uns alle Fragen ausführlich beantwortet hat.

Hier seht ihr die Rückseite von Rabella. Ihre Verdauung ist gut, nur in Aufnahmefällen wie beim Verladen neigt sie zu weicherem Kot als sonst. Foto: Haflinger Austria

Hier seht ihr die Rückseite von Rabella. Ihre Verdauung ist gut, nur in Ausnahmefällen wie beim Verladen neigt sie zu weicherem Kot als sonst. Foto: Haflinger Austria

Fakt ist, Kotwasser ist ein lästiges Thema und viele kämpfen jahre- oder monatelang dagegen an. Lisas Haflinger hat seit einer mehrmonatigen Antibiotikagabe Kotwasser. Wie ihr wisst wirkt sich vor allem die Gabe von Antibiotika auf den Darm aus, sie gefährden die Darmflora. Andere Pferde neigen oft ohne erkennbaren Grund dazu und reagieren besonders sensibel auf Wetterumschwünge oder Stress. Dies zeigt, dass auch viele andere äußere Einflüsse die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen können, wie beispielsweise Futterumstellungen, Stress, Wurmkuren usw.

Die Ursachen scheinen vielfältig und so berichtete uns Lisa beispielsweise, dass sie unterschiedliche Haltungsformen, Fütterungsmodelle und Herdenkonstellationen ausprobiert hat. Auf der Suche nach der „Nadel im Heuhaufen“ hat sie neben einer Kotanalyse, einem Darmscreening und einer Haaranalyse auch ein Blutbild machen lassen. Die Ergebnisse waren unterschiedlich und reichten von kleinen Strongyliden, Sand im Darm bis hin zu einem schlechtem ph-Wert. „Dies wurde alles korrigiert und überprüft. Sie war klinisch top gesund. Das Kotwasser blieb.“, erzählt Lisa. Bei all der Ursachenforschung beschreibt Lisa, dass ihr Haflinger sich auch mal gerne selbst Stress macht und anfällig ist dafür. In diesem Fall treten die Kotwasser-Schübe allerdings nur in Stresssituationen auf. Was wir euch damit zeigen wollen, ist wie vielfältig die Ursachen sein können.

„Die Ursachensuche ist neben der Symptombekämpfung ein wesentlicher Schritt. Es hilft nichts immer nur gegen Symptome anzukämpfen, wenn man den Grund nicht findet.“, rät Lisa

Wir haben für dich einen Blick ins Buch Stoffwechselstrategie geworfen und das Thema Hufrehe herausgearbeitet. Foto: Haflinger Austria

Seit Jahren für uns eine Pflichtlektüre: Das Buch „Stoffwechselstrategie“. Foto: Haflinger Austria

Der Stoffwechsel ist ein Prozess, der von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängt – beispielsweise von wertvollen Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen, und ob alle Speicher dafür gut gefüllt sind. Fehlt „nur“ ein wesentlicher Bestandteil, kann dies den gesamten Stoffwechsel lahmlegen. Ihr könnt euch das vorstellen wie Zahnräder in einem Uhrwerk, wenn ein Zahnrad nicht mehr funktioniert, legt dies die ganze Uhr still. Zum Thema Stoffwechsel kann ich euch das Buch „Die Stoffwechselstrategie“ von THP Marion Schwaller-Barina & Dr. med. vet. Eva Koeppel empfehlen. Dieser Link führt euch direkt zum Buch. Wir haben das Buch nun seit ca. drei Jahren zu Hause und es ist ein oft gelesenes Werk, in dem man immer wieder blättert. Hier geht auch zu einem spannenden Artikel über Hufrehe, in dem diese Pflichtlektüre zitiert wird.

Der Darm, das zweite Gehirn!

Hast du gewusst, dass nicht nur der Darm des Menschen, sondern auch der Darm des Pferdes mit dem Gehirn verbunden ist? Der Darm ist mit einem Geflecht von 100 Millionen Neuronen überzogen. Ein ausgeprägtes Nervensystem, das den Darm zu einem super sensiblen Organ macht. Forscher sprechen sogar vom sogenannten „Darmhirn“ und geben an, dass Darm und Gehirn über eine Darm-Hirn-Achse miteinander verbunden sind. Daher hat der Zustand des Darms auch direkten Einfluss auf Stimmung, Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit, Konzentrationsvermögen uvm. Das Bauchgefühl von Mensch und Tier ist daher auch keine Einbildung. Ein wichtiger Aspekt ist dabei auch der Zusammenhang zwischen dem Darm und dem Immunsystem. Die im Darm gelegenen Lymphknoten stellen etwa 80 Prozent der körpereigenen Abwehr des Immunsystems dar. Denn eine gesunde Darmflora sorgt nicht nur für eine gute Verdauung, sondern bildet unter anderem auch eine Barriere gegen das Eindringen von Keimen und hält Infektionen ab.

Das kannst du tun!

Tipp 1: Stressfaktoren minimieren

Sensible Pferde, die zu Kotwasser neigen, kann man auch unterstützen, indem man Stressfaktoren reduziert. Dabei sollte man auf eine harmonische Zusammenstellung der Herde achten und im Offenstall genügend Platz schaffen, sodass sich die Pferde ausweichen können. Im Offenstall trägt die laufende Bewegungsmöglichkeit positiv zum Wohlbefinden bei, zudem unterstützt die Bewegung die Peristaltik und fördert damit die  Verdauung. Stressfaktoren können auch im Training liegen, hör auf dein Pferd und achte auf Stresssignale im Training.

Es auch im Training mal ruhig angehen und Stressfaktoren herausfiltern. Foto: Haflinger Austria

Es auch im Training mal ruhig angehen und Stressfaktoren herausfiltern. Foto: Haflinger Austria

Tipp 2: Darmkur

Eine abgestimmte Darmsanierung unterstützt und trägt zum Aufbau einer gesunden Darmflora bei. Ausgewählte und gezielt dosierte Kräuter in Abstimmung mit Flohsamen und Probiotika sind hier nützlich. Wichtig ist hier auf natürliche Produkte zurückzugreifen, die keine Zusatzstoffe enthalten. Ich greife gerne auf ein speziell abgestimmtes 14tägiges Programm zurück, das ich auch selbst einmal jährlich an mir durchführe. So können Rabella und ich unseren Darm gemeinsam auf Vordermann bringen. Wenn du mehr darüber wissen möchtest, schreib mir am besten unter [email protected].

Tipp 3: Fütterung

Die Ernährung ist die grundlegende Basis, um die Darmflora günstig zu beeinflussen. Achte auf ein ausreichendes Raufutterangebot und setze auf eine qualitativ hochwertige Fütterungsgrundlage. Die Pausen zwischen der Fütterung sollten möglichst kurz sein (maximal vier Stunden), denn ein Pferd ist darauf ausgerichtet, laufend kleine Mengen Futter zu sich zu nehmen. Verzichte dabei auf Silage und Heulage und wähle lieber ein hochwertiges Heu. Hier hat Lisa noch einen Spezial-Tipp für dich:

„Manche Kotwasserpferde vertragen feines Heu besser als grobes und teilweise den zweiten Schnitt besser als den ersten. Eine gute Raufutterqualität ist für mich selbstverständlich, denn Schimmel und Pilzsporen belasten den Pferdekörper massiv. Hier kannst du auf deine eigenen Sinne vertrauen. Siehst du Schimmel, fühlt sich das Heu oder Stroh klamm an und riecht es unangenehm? Dann ist es meist belastet. Bist du dir unsicher, kannst du auch eine Heuanalyse im Labor durchführen lassen.“

Vermeide stärke- und zuckerhaltige Futtermittel, wie Müslis und achte auf ein ausgeglichenes Verhältnis von Vitaminen und Mineralstoffen. Mit einem hochwertigen Mineralfutter abgestimmt zum Bedarf des Pferdes an Heu könnt ihr für eine gute Mineralstoffversorgung sorgen. Auch hier achte ich auf eine möglichst natürliche Zusammensetzung und ein Verhältnis an Vitaminen und Mineralstoffen, das meinen Ansprüchen entspricht. Hierbei achte ich auch immer, ob Zusatzstoffe oder unnötiger Zucker wie zum Beispiel Melasse enthalten sind. Gerade in stressigen Zeiten versorge ich Rabella auch mit natürlichen B-Vitaminen, dies unterstützt ihr Nervenkostüm. Schließlich greife auch ich in hektischen Zeiten zu B-Vitaminen.

Liebe geht durch den Magen! Foto: Haflinger Austria

Liebe geht durch den Magen! Foto: Haflinger Austria

Tipp 4: Moorkur

Das Moor von Sonnenmoor war der ausschlaggebende Punkt, warum ich diesen Artikel unbedingt verfassen wollte, denn Lisas Feedback dazu hat mich einfach umgehauen. Sie schrieb mir, dass ihr Haflinger mit der Futterumstellung und der Moorkur seit vier Wochen frei von Kotwasser ist. Also wollte ich unbedingt mehr darüber wissen, fragte sie und andere Pferdebesitzer darüber aus, ließ meine Erfahrung einfließen und recherchierte, wo ich nur konnte. Auch ich verwende das Naturmoor, da es einerseits ein natürlicher Lieferant für Mineralstoffe und Spurenelemente ist und anderseits die Pferde es irrsinnig gut annehmen. Bei Kotwasser und Pferden mit Neigung zu Kotwasser wirkt es zusätzlich kotverfestigend.

Rabella und Brutus lieben das Sonnenmoor! Foto: Haflinger Austria

Rabella und Brutus lieben das Sonnenmoor Naturmoor! Foto: Haflinger Austria

Das Naturmoor enthält Huminsäuren, welche in der Natur beim Abbau von Pflanzen entstehen und nicht im Labor herstellbar sind. Huminsäuren kommen also direkt aus dem Boden – und sind auf natürliche Weise in Humusböden, Torf und Braunkohle vorhanden. Beobachtet man Pferde über längere Zeit, kann man feststellen, dass sie manchmal an Erdböden schlecken oder mit den Hufen scharren, um sich Löcher zu buddeln, aus denen sie dann Wurzeln und teilweise Erde mümmeln. Rabella ist dafür ein gutes Beispiel, auch sie leckt manchmal gerne an der Erde. Was sie aber gar nicht mag ist „matschiges“ Futter, gebe ich ihr das Naturmoor über das Futter, hat sie zu meinem Erstaunen aber kein Problem damit. Sie nimmt es auf natürliche Weise an und würde es auch ohne Futter trinken.

Aber zurück zu den Huminsäuren: Diese können nämlich die Entgiftung unterstützen und wirken entzündungshemmend. Außerdem wird ihnen nachgesagt, dass sie eine filmartige Schutzschicht im Darm bilden und zu einer gesunden Darmflora beitragen. Dies stärkt das Immunsystem. Da Huminsäuren im Blut gespeist werden, wirken diese im gesamten Tierorganismus.

Tipp 5: Zähne kontrollieren

Auch Zahnprobleme können zu Darmproblemen führen. Wenn die Zerkleinerung nur unzureichend funktioniert und die Einspeichelung beeinträchtigt ist, kann dies Kotwasser begünstigen. Am besten regelmäßig die Zähne von einem Fachmann kontrollieren lassen. Auch Rabellas Zähne werden einmal jährlich kontrolliert und wurden vor einigen Monaten abgeschliffen.

Zähne regelmäßig kontrollieren und gegebenenfalls abschleifen. Foto: Haflinger Austria

Zähne regelmäßig kontrollieren und gegebenenfalls abschleifen. Foto: Haflinger Austria

Tipp 6: Finde deinen Weg

Probier ein paar Dinge aus, lerne dein Pferd immer besser kennen und hör auf dein Pferd. Beobachte es genau und gib nicht auf! Auch Lisa kann nun sagen, dass sie ihren Weg mit 24 Stunden Heu, einem probiotischen Spezialfutter, natürlichen Huminsäuren und einem getreidefreien Mash gefunden hat. Es wird ein wenig dauern, aber auch du wirst herausfinden, was deinem Pferd hilft und wie du es bestmöglich unterstützen kannst.

Wir wünschen dir viel Erfolg dabei, den eigenen Weg zu finden und danken an dieser Stelle nochmal recht herzlich Lisa, die sich mit all ihren Erfahrungen so gut eingebracht hat.

*enthält Produktplatzierungen / Werbung, aber wie immer unsere ehrliche Meinung über Produkte zu denen wir gerne stehen.

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