Sommer und Hitze im Stall

Nadine B.-S. I Pferdehaltung. Annabell hat sich dazu bereit erklärt, euch einige Fragen rund um das Thema „Sommer und Hitze im Stall“ zu beantworten. Ich habe sie für euch befragt und teile hier ihre ausführlichen Antworten mit euch. 😉

Experteninterview mit Haflingerstute Annabell. Foto: Nadine B.-S.

Experteninterview mit Haflingerstute Annabell. Foto: Nadine B.-S.

N: Annabell, kannst du dich kurz vorstellen und unseren Lesern und Leserinnen einmal die aktuelle Situation erklären.
A: Hallo Mein Name ist Annabell und ich bin eine Haflingerstute im Burgenland. Gerne nehme ich mir ein wenig Zeit für euch. Nach einem langen und grausamen Winter und so etwas ähnlichem wie einem Frühling sind nun die höheren Temperaturen zu uns ins Land gezogen. Aktuell haben wir täglich bis zu 33 Grad. Die einen freuen sich über diese heißen Temperaturen, während die anderen schon wieder von der kühlen Herbstluft träumen. Grundsätzlich gehöre ich zum Typ „Sonnenanbeter“ und döse eigentlich sehr gerne im Warmen und genieße die Sonnenstrahlen auf meinem goldig glänzenden Fell.

Mein Stallkollege Filou ist da ganz anders, wenn er den Wetterbericht liest und Temperaturen jenseits der 20 Grad bemerkt, beginnt er schon zu schwitzen und über das Wetter zu jammern. Er zählt zum Typ der „Sommerflüchtlinge“. Der „Sommerflüchtling“ versteckt sich den ganzen Tag im Stall und bewegt sich so wenig wie möglich. Er läuft quasi im Energiesparmodus. Sein Bewegungsradius verläuft ausschließlich von der Tränke zur Raufe und auf die „Toilette“. Yolanda, die Friesenstute, hat ein sehr schweres Los gezogen, mit Ihrem schwarzen Mantel zieht sie die Sonnenstrahlen regelrecht an. Deshalb gehört sie auch eher zum Typ „Sommerflüchtling“, aber ich glaube insgeheim würde sie auch gerne in der Sonne mit mir dösen.

N: Danke für die nette Einführung. Die beiden Sommertypen waren bestimmt einigen bislang unbekannt. Sehr interessant. Ich würde mich als Sonnenanbeter im Energiesparmodus bezeichnen. Wie verläuft dein Alltag bei diesen warmen Temperaturen?
A: Ich habe beobachtet, dass du und Marcel nun schon immer etwas früher in den Stall kommt. Um ca. 6.00 Uhr bekommen wir unser erstes Frühstück. Während der „Room-Service“ seine Arbeit verrichtet können wir uns mit Heu den Bauch vollschlagen. Nach ca. 30 bis 40 Minuten dürfen wir dann auch schon auf die Wiese. Wenn es uns zu warm wird, gehen wir in den Stall zurück, wo auch schon unsere Vormittagsportion wartet. Meistens gehen wir aber erstmal auf unsere Schlafplätze und dösen ein wenig vor uns her und träumen noch etwas von der saftigen Wiese – bevor wir unsere Heuportion vermampfen. Den Großteil des Tages verbringen wir in unserem Unterstand, deshalb wird tagsüber in kurzen Abständen gemistet, meist kommt jede zweite Stunde jemand um einen hygienischen Stall zu gewährleisten. Am Nachmittag bekommen wir wieder einen kleinen Heusnack und in den Abendstunden dürfen wir erneut auf die Koppel. Bei sehr schwülem Abendwetter, verzichten wir aber manchmal auf die Abendwiese, da uns die Rossbremsen die Freude nehmen. Arbeiten müssen wir bei diesen Temperaturen nicht. Ab und zu üben wir ein paar Zirkustricks, aber das macht mir Spaß und überfordert mich körperlich nicht.

N: Das hört sich nach sehr viel Essen an. Das gefällt dir als Haflinger sicher sehr gut.
A: Ja, das Stimmt ich esse sehr gerne. Allerdings darf ich leider nur mit Fressbremse auf die Koppel, das stört mich ein wenig, aber besser mit Fressbremse als gar nicht auf die Wiese.

N: Da hast du Recht. Wie sieht deine Pflegeroutine im Sommer aus?
A: Ich lege viel Wert auf meine Hufe. Da meine entfernten Verwandten und Vorfahren ja von Bächen trinken, profitieren diese von einer natürlichen Hufbewässerung. Da wir diesen Luxus leider nicht genießen können, werden meine Hufe mehrmals die Woche für kurze Zeit auf feuchten Untergrund gestellt, das kühlt nicht nur ein wenig sondern ist auch gut für den Wasserhaushalt meiner Hufe.

Regelmäßig werde ich mit dem Haflingershampoo gewaschen, das macht mir große Freude, da ich den Geruch sehr gerne mag. Wenn ich nass bin, kommen allerdings sehr schnell die Bremsen aus der Umgebung, deshalb werde ich mit einer Art Parfum eingesprüht. Dieser Duft scheint den Insekten nicht sehr zu gefallen. Zugegeben, der Geruch ist sehr gewöhnungsbedürftig, aber irgendwie riecht es für uns Pferde ein wenig nach Sommer. „Steinöl“ nennst du das Mittel mit dem extravaganten Geruch, glaube ich.

N:Ja, ich denke du meinst unser Steinöl damit. Es gibt solche Gerüche, die uns an ein bestimmtes Ereignis oder eine Bestimmte Zeit erinnern. Ich stimme dir zu, dass Steinöl bestimmt für viele Pferdefreunde ein typischer Sommergeruch ist. Am Beginn des Interviews hast du erwähnt, dass die „Sommerflüchtlinge“ die meiste Zeit im Stall verbringen. Auf welche Stalleinrichtung legen diese Pferde besonders viel Wert?
A: Ganz wichtig finde ich einen Offenstall bzw. Lauf- oder Aktivstall wo wir Pferde uns selbst unser Plätzchen aussuchen können. Natürlich verbringe auch ich die Mittagshitze lieber im Schatten. Bevorzugt wird natürlicher Schatten von Stallgebäuden, Bäumen oder großen Sträuchern aber auch Sonnensegel können angenehmen Schatten bieten. Unser Stall mit der großen Heuraufe ist unser Lieblingsplatz an heißen Tagen. Durch die offene Gestaltung staut sich die Hitze nicht und die Luft hat Platz zu zirkulieren.

Du hast ja immer wieder skurrile Ideen wie du versucht uns abzukühlen. Wir hatten einmal eine Spritzblume im Stall, die Wasser durch die Luft wirbelte, dies war anfangs sehr gruselig, aber mit der Zeit war es irgendwie interessant. Jedoch wurde durch das Wasser auf unserem Fell einiges an Fluggetier angelockt, deshalb flog die Blume aus dem Stallequipment.
Die neueste Idee von dir ist ja so ein Wasserzerstäuber. Ich habe gehört, dass wir diese zur Probe bald in den Stall bekommen. Dann werden wir mit feinstem Sprühnebel gekühlt. Die Insekten sollen nicht durch den feinen Nebel fliegen und draußen bleiben. Ich bin schon gespannt, wo diese Idee ihren Hacken hat.

N: Einen Versuch ist es allemal wert. Als abschließende Frage: Was sind deine persönlichen 3 Sommer-Tipps?
A:
1.) Gutes Anti-Insekten-Mittel
2.) frisches Wasser, am liebsten mit einer Apfelscheibe darin
3.) Schattige Plätzchen zum Dösen

Leider muss ich mich nun von euch verabschieden, mein Magen beginnt schon wieder laut zu knurren.

N: Das verstehen wir natürlich. Vielen lieben Dank, dass du dir die Zeit für unsere Leser und Leserinnen genommen hast.
A: Gerne. Bis zum nächsten mal.
Ich hoffe Ihr wisst nun, worauf Pferde in den Sommermonaten besonders Wert legen und wünsche euch noch angenehme Sommertage.

Liebe Grüße und einen schönen Sommer, wünschen euch:
Annabell und Nadine

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